Gespräche mit deinem Körper - 6. Interview: Die Blase

Author Portrait

ICH: Hallo und herzlich Willkommen zum 6. Organinterview aus der Reihe: Gespräche mit deinem Körper. Ich freue mich sehr meinen heutigen Gast begrüßen zu können: die Blase!
Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, liebe Blase. Ich weiß, wie wichtig dein Job ist. Du musst eine Menge Dinge unter Kontrolle haben, sonst passiert da das eine oder andere Malheur.

BLASE: Hallo Ines. Danke für die Einladung. Ich freue mich, dass ich nun auch zu Wort kommen kann. Meine Organkollegen haben schon von Dir berichtet und mir gesagt, dass das hier eine super Chance ist, meine Aufgaben und Bitten an euch Menschen loszuwerden. Und ja, in der Tat, wenn ich die Sache nicht unter Kontrolle habe, geht schon mal was in die Hose (grinst).

ICH: Oh...mir fällt gerade auf, dass ich dich gar nicht bei deinem vollen Namen angesprochen habe. Eigentlich bist du die HARNblase, oder?

BLASE: na ja.. nun müssen wir ja nicht päpstlicher als der Papst sein. Umgangssprachlich bin ich die Blase und damit bin ich vollkommen glücklich.

ICH: Dann lass uns doch mal zu deinen physischen Aufgaben kommen. Denn du hast ja durchaus mit dem Harn zu tun, oder?

BLASE: Ja, das ist richtig. Dann erzähle ich mal kurz ein bisschen was zu mir. Ich bin ein dehnbares Hohlorgan, in dem der Harn, meist sprecht ihr Menschen von Urin, zwischengespeichert wird. Ich kann 900 bis 1500 Mililiter Flüssigkeit aufnehmen. Im oberen Teil von mir sind meine Freunde die Harnleiter. Sie können sich verschließen und verhindern somit, dass es einen Rückstrom des Urins in die Nieren gibt. Mit den Nieren arbeite ich ganz eng zusammen. Wir sind ein Spitzenteam. Dazu gleich noch mehr. Im Körper findet man mich im kleinen Becken, hinter dem Schambein und der Schambeinfuge. Im leeren Zustand kann man mich nicht so gut tasten. Wenn ich mich fülle, kann ich besser erfühlt werden, in dem man die Hand auf den Bauch drückt. Ich kann mich im vollen Zustand bis zum Bauchnabel ausdehnen. Ich besitze zwei Schließmuskeln, den inneren könnt ihr nicht steuern. Der öffnet sich reflektorisch. Den äußeren könnt ihr willkürlich steuern und damit entscheiden,wann ich wieder entleert werde. In meiner Wand befinden sich Sensoren, die meinem Kollegen, dem Gehirn, mitteilen, dass ich mich fülle. Das ist der Moment, in dem ihr den Harndrang verspürt und darüber nachdenkt mal auf die Toilette zu gehen. Dann kann es passieren, dass ihr es wieder vergesst und dann muss ich irgendwann ein bisschen Druck machen, im wahrsten Sinne... ich will ja nicht platzen. Bei Kindern ist das noch ein bisschen schwieriger. Die Kommunikation muss ich mit den kleinen Menschen erst etwas üben. Sie verstehen mich am Anfang noch nicht so richtig. Aber ich habe Geduld und bis jetzt hat es noch jeder meiner Blasenkollegen hinbekommen, dass ein angenehmes Miteinander funktioniert.

ICH: Na ja.. also, Inkontinenz, Blasenschwäche, Bettnässen usw. sind für mich nicht unbedingt Zeichen für eine fantastische Kommunikation.

BLASE: Da hast du wohl Recht. Aber dahinter steckt ja auch immer eine Ursache. Dazu erzähle ich gerne gleich mehr. Ich wollte noch schnell von den Nieren erzählen. Sie sind diejenigen, die den Urin produzieren, der ein Ausscheidungsprodukt ist. Ich bin quasi das Zwischenlager, in dem das Abfallprodukt gesammelt und gelagert wird, bis sich ein guter Zeitpunkt für die Entleerung ergibt. Da die Nieren ständig Harn produzieren, würde es ohne mich ständig aus euch rauslaufen (lacht...)

ICH: Na danke für das Bild. Keine so angenehme Vorstellung. Um so schöner, dass es dich gibt und du deinen Job so ernst nimmst. Kommen wir mal zu deinen seelischen Aufgaben, die finde ich ja noch viel spannender.

BLASE: Ja, das kann ich verstehen. Wenn ich nicht in meiner Kraft bin und in die Schwäche gehe, stecken viele verschiedene psychische Ursachen dahinter. Das sind dann wohl auch die Themen, mit denen die Menschen zu dir in die Praxis kommen, oder?

ICH: Meist sehen die Klienten die Themen nicht, sie nehmen aber deine Schwäche wahr und merken, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

BLASE: Ich möchte vorweg nehmen, dass manche Dinge auch behoben werden können, wenn man Sport macht. Das Themen Inkontinenz nach Schwangerschaften ist sicherlich auch dem etwas schwachen Beckenboden zuzuschreiben. Daher appelliere ich hier und jetzt an alle Frauen, ob mit oder ohne Kinder: Trainiert euren Beckenboden. Das hilft ungemein dabei, dass ich in meiner Kraft bleibe. Und wenn die Männer das hier lesen und sich jetzt entspannt zurücklehnen, sage ich nur: Weit gefehlt. Auch euch kann es betreffen und auch ihr habt einen Beckenboden. Also ran an die YouTube-Videos (schmunzelt)...

ICH: Ja, der liebe Beckenboden. Danke für den Tipp. Abgesehen von den muskulären Themen, was bringt dich noch in die Schwächung?

BLASE: Also... in der chinesischen Medizin bin ich der Emotion Angst zugeordnet. Blasenprobleme haben viel mit Ängstlichkeit zu tun, oft mit der Angst loszulassen. Als Blase stehe ich ja auch für die Kontrolle. Ich habe die Kontrolle darüber, wann und ob Urin losgelassen werden kann. Kinder, die zum Bettnässen neigen, weinen mit der Blase. Dahinter steht oft, dass zu viel von ihnen verlangt wird, sie wissen nicht weiter und es fehlt das Vertrauen in die Umwelt. Sie fühlen sich vernachlässigt und haben manchmal Angst vor den Eltern, meist vor dem Vater. Das möchte ich nicht pauschal so in den Raum stellen. Es sind aber meine Erfahrungen, die ich gemacht habe.

ICH: Das ist ja spannend... Weinen mit der Blase... ein interessantes, sehr kraftvolles Bild. Kinder brauchen Sicherheit und damit das Gefühl, dass die Lage unter Kontrolle ist?

BLASE: Ja, so kann man das sehen.


ICH: Mir hat mal eine Bekannte erzählt, dass ihr Mann Diplomat war und sie ständig umgezogen sind. Und mit jedem Umzug kam die Blasenentzündung. Was hat es damit auf sich?

BLASE: Dabei steht das Festhalten an alten Vorstellungen im Vordergrund. Bei deiner Bekannten würde ich das so deuten, dass es das Festhalten an einer Basis, einem Zuhause war, was sie an einem Wohnort festgemacht hat. Mit jedem Umzug wurden ihr wieder die Wurzeln entrissen und jedes Mal musste wieder losgelassen werden, was auch Ängste hervorgebracht hat. Im übertragenden Sinne kann man davon sprechen, dass die "angepisst" war. Entschuldige den Ausdruck, aber es passt sprichwörtlich sehr gut zu mir.

Über den Blasenmeridian, der zu mir gehört, bekommt ihr Menschen die Energie, um mit allen Veränderungen und Anforderungen eigentlich ruhig und gelassen umgehen zu können. Es geht um die Themen Selbstverantwortung und auch Selbstdisziplin. Wenn ich als Blase in meiner Kraft und Energie bin, dann seid ihr in der Lage euch von alten Dinge zu lösen und das neue zu begrüßen. Das hat mit dem Thema Willenskraft/Lebenswille zu tun und damit, wie gut ihr die Dinge akzeptieren oder annehmen könnt. Als Blase habe ich viel Kontrolle über einer der Schließmuskeln und gebe mich dem hin, wenn ihr entscheidet, dass ich den Harn loslassen soll. Verstehst Du was ich damit meine?

ICH: Absolut. So habe ich das noch nie gesehen. Und wenn man viel Angst hat, dann krampft man sich ja auch innerlich zusammen. Da stelle ich mir gerade vor, wie Du als Blase dich auch zusammenziehst und damit den Harn nicht mehr so gut halten kannst und die Kontrolle verlierst.

BLASE: Danke für das Bild, Ines. Genauso ist es.

ICH: Wann ist aus Sicht der chinesischen Medizin deine stärkste Zeit am Tage?

BLASE: Zwischen 15 und 17 Uhr. Es ist die Zeit, in der man miteinander in den Kontakt tritt. Nachmittags z.B. beim Kaffeetrinken oder bei einem Spaziergang. Das hat damit zu tun, dass hinter dem angesprochenen Lebenswillen auch das Überleben und damit das Fortpflanzen steht. Es geht also auch um Beziehungen und Sexualität, um Bindung. Beim bettnässenden Kind geht es um die Bindung an die Eltern und die Sicherheit, bei deiner ständig umziehenden Bekannten ging es um die Bindung an ein Zuhause und um Sicherheit. Meine schwächste Zeit habe ich nachts zwischen 3 und 5 Uhr morgens.

ICH: Aha. Das ist die Zeit, in der viele von uns aufwachen und auf Toilette müssen. Hat das damit was zu tun?

BLASE: Sehr gut kombiniert.. grinst... Ja, genau. Wenn ich in meiner Schwäche bin, treibt es einen auch auf die Toilette.

ICH: Das war sehr aufschlussreich und interessant, was ich heute von dir lernen durfte. Danke liebe Blase. Gibt es noch etwas, was du meinen Lesern mit auf den Weg geben möchtest?

BLASE: Meine Kollegen und ich wären euch Menschen sehr dankbar, wenn ihr immer genug Wasser zu euch nehmt. Auch Brennnesseltee ist super. Damit können die Nieren hervorragend entgiften und habe auch genug zu tun. Je mehr ihr trinkt, desto weniger können sich Bakterien in mir festsetzen. Ich bleibe fit, kraftvoll und kann euch gut in eurem Leben unterstützen. Ich wünsche mir, dass wir zusammen gut durchs Leben gehen können. Kontrolle und loslassen. Das Thema dürfte deinen Lesern bekannt vorkommen. Die Lunge, die ihre Hochzeit hat, wenn ich in der Schwäche bin (3-5 Uhr morgens) steht auch für das gleiche Thema. Mit jedem Einatmen nehmt ihr Menschen das Leben auf und mit jedem Ausatmen lasst ihr das Leben los. Es ist immer wieder ein Kreislauf.
Danke Ines für den Job, den du machst. Du unterstützt uns Organe auf wundervolle Weise. Wir sind sehr froh, dass wir dich und deine Kolleginnen haben. Ohne euch sind wir etwas hilflos, wenn ihr Menschen uns nicht verstehen wollt oder könnt. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, mit euch Hand in Hand durchs Leben zu gehen, damit ihr das Leben leben könnt, was euch gut tut. Alles Liebe für euch!

ICH: Danke für das tolle Gespräch!

Erfolg ist kein Zufall

Wenn Du dir mehr Gleichgewicht, Erfolg oder einfach nur einen beschwerdefreien Alltag wünschst und die BodyTalk-Ansätze Dir gefallen, vereinbare jetzt einen Termin für ein unverbindliches Beratungsgespräch mit mir.

Jetzt Body Smalltalk buchen